Piazzola sul Brenta,

3.-5. Mai - 3-Tages-Ausbildung gemeinsam mit dem italienischen Katastrophenschutz

PIAZZOLA/ROSENHEIM/ELLWANGEN – Bereits am Freitagmorgen um 2 Uhr verließ die eindrucksvolle THW-Kolonne mit 22 Fahrzeugen, 12 Anhängern und 2 Arbeitsmaschinen, sowie 80 Helferinnen und Helfer die Liegenschaft in Rosenheim, um über Innsbruck, Brenner und Verona nach Piazzola sul Brenta zu verlegen.

Ziel war die italienisch-deutsche Katastrophenschutzübung „BRENTA 2024“ in der Region Venetien / Padua, an der die Distretto di Protezione Civile “Medio Brenta”, (italienischer Katastrophenschutz) Einheiten aus der Region Padua mit den Gemeinden Compodoro, Campo San Martino, Curtarolo, Limena, Piazzola sul Brenta, San Giorgio in Bosco und Villafranca Padovana sowie die THW-Einheiten aus Rosenheim und Ellwangen teilnahmen.

In Summe arbeiteten rund 180 Katastrophenschützer an unterschiedlichen Szenarien. Der Austausch der THW-Einheiten mit den örtlichen Katastrophenschützern stand dabei im Vordergrund. Das THW Rosenheim wurde mit allen Gruppen (Zugtrupp, Bergungsgruppe, Notversorgung und Notinstandsetzung, Infrastruktur, Räumen, Wassergefahren, Bergungstauchern, Wasserschaden/Pumpen, Sprengen sowie einigem ÖGA-Material) eingesetzt. Vom THW Ellwangen kamen die Einheiten Wasserschaden/Pumpen und Unbemannte Luftfahrtsysteme zur Unterstützung dazu. Somit kam die 5.000l/min Großpumpe „Hannibal“ aus Ellwangen zu ihrer ersten Alpenüberquerung.

Die Übung „Brenta 24“ war dem Thema Hochwasserschutz gewidmet. Die angenommene Einsatzlage sah vor, dass Teile der Region Padua/Venetien durch ein Unwetter überflutet und zerstört waren. Das THW wurde im Zuge der „Embedded Teams“ zur Unterstützung angefordert. Am Übungssamstag wurden alle Einheiten in unterschiedliche Orte ausgesandt, wo gemeinsam mit den italienischen Einsatzkräften Szenarien bearbeitet wurden.

Während die Ellwanger Wasserschaden/Pumpen mit dem Schließen des Fluttores in Limena beschäftigt war, hielt sich die Rosenheimer W/P nähe Curtarolo auf. Mit einer gesamten Pumpleistung von 12 m³/min arbeiten sie am dortigen Kanal. Eingebracht wurde eine italienische Kreiselpumpe mit 6000 l/min Fördermenge und mehrere Tauchpumpen sowie Chiemseepumpen der Rosenheimer Helfer. Die Italiener beeindruckten mit einer besonderen Möglichkeit zum Uferschutz. Dieser ist bei hohen Wassermengen nötig, um das Ausschwemmen zu vermeiden. Sie nutzen eine LKW-Plane, welche an einer Seite mit Sandsäcken eingebunden wurde. Diese Konstruktion wurde in eingerolltem Zustand in Position gebracht. Durch einen kleinen Tritt rollt sich die Plane von allein aus und schützt das Ufer. Eine Technik, welche nun in Rosenheim bald auch zu finden sein wird.

Die Fachgruppe Notversorgung/Notinstandsetzung (FGr. N) füllte in altbekannter Weise mit Schaufel und Pylone mehrere hundert Sandsäcke. Diese verluden sie und brachten sie zur Einsatzstelle in Compodoro. Dort angekommen ging es gleich weiter mit deutsch-italienischer Teamarbeit. Durch eine Menschenkette errichteten sie kurzerhand eine Quellkade. Hierbei wurden die Rosenheimer Kameraden von der italienischen Gemütlichkeit positiv überrascht. In Italien wird die Menschenkette ein wenig entspannter gehandhabt, denn dort wird Schulter an Schulter getreu dem Motto „No Stress“ gearbeitet.

Im Einsatzort Carturo hatten italienische Helfer und die der Fachgruppen Räumen und Infrastruktur die Aufgabe, Sturmschäden zu beseitigen. Mit schwerem Gerät rissen sie einen Wurzelteller heraus und ebneten anschließend die Fläche. Außerdem planierten sie einen nahen gelegenen Radweg, welcher durch den massiven Wurzelteller leicht beschädigt wurde.

Die Bergungsgruppe errichtete unterdessen mittels EGS-Systems eine Dekonschleuse. Sie verbauten gemeinsam mit einigen italienischen Kräften rund 200 Gerüstteile. Die Helfer der Protezione Civile zeigten sich darüber sehr interessiert und halfen tatkräftig mit. Auch die Sprachbarriere war hier zu keiner Zeit ein Problem.

Ein ganz besonderes Erlebnis wartete auf die Helfer der Fachgruppe Wassergefahren, der Bergungstaucher und der Fachgruppe Sprengen. Sie bekamen die Möglichkeit, mit Booten in der Lagune von Venedig zu fahren. Über den Fluss Brenta ging es nach Chioggia und über die dortigen Wasserstraßen zur „MO.S.E.“, dem sehr beeindruckenden Hochwasserschutz-System in Venedig. Unsere italienischen Kollegen erklärten dessen Funktionsweise. Denn im Katastrophenfall wird mittels Druckluft das innenliegende Wasser aus den 250 Tonnen schweren Kästen verdrängt, sodass sich diese aufrichten und eine Barriere bilden. Darüber hinaus wurde das Fahren im Seebereich mit Augenmerk auf der Betonnung und der Lichterführung sowie Navigation geübt.

Zusätzlich hatten die Bergungstaucher als Übungsobjekt den Tauchturm Y40 mit über 40 m Wassertiefe in Montegrotto Terme. Das Besondere daran ist, dass sich die Taucher ganz ohne sonstige „Störfaktoren“ wie schlammige Sicht oder starke Temperaturveränderungen auf den Tauchgang in die Tiefe konzentrieren können.

Zur Dokumentation des Übungsverlaufes wurden 3 Teams mit Drohnen und Kamera zusammengestellt, um möglichst bei allen Szenarien die „Highlights“ in Bild und Ton festhalten zu können.

Die Szenarien und die gesamte Übung wurden mit viel öffentlichem Interesse verfolgt, die Polizei und Kommunen sperrten dafür Straßen und leiteten den Verkehr um. Den THW-Kräften wurde auch durch die Bevölkerung sehr viel Gastfreundschaft zu Teil. Zur abschließenden Besprechung am Samstagabend kamen die Vertreter der Gemeinden und Provinzen zu den Einsatzkräften, um sich für die Zusammenarbeit und den Austausch zu bedanken. Alle betonten, dass diese seit 30 Jahren bestehende Kooperation sehr gut funktioniert und hoffentlich noch sehr lange fortgesetzt werden kann. Diese Übung zeigt erneut, dass internationale Zusammenarbeit funktioniert. Denn eins haben alle gemeinsam – das große Interesse an der Hilfe am Nächsten!

Wir möchten uns an dieser Stelle für das gelungene Wochenende, die Gastfreundschaft, den Austausch, die Unterbringung und die hervorragende Verpflegung mit italienischen Köstlichkeiten herzlich bedanken!


Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung.







Suche

Suchen Sie hier nach einer aktuellen Mitteilung: