Jugler Adventure Tour
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Harte Nacht am Irschenberg Am Montag 05.12.1988 wurden gegen 21:40 viele THW-Helfer aus ihren jeweiligen Tätigkeiten gerissen.
Beim Eintreffen in der Unterkunft war zu erfahren, dass auf der Inntal-Autobahn Richtung Kufstein ein LKW umgekippt sei. Die Ladung bestehe aus Papierrollen, was bei manchen Helfern zu spürbarer Erleichterung führte.
Die Assoziationskette Klopapier > leicht > wenig Arbeit wurde jedoch beim Eintreffen an der Schadenstelle nachhaltig zertrümmert: es handelte sich bei der Ladung um Großrollen mit einem Gewicht von jeweils 1,2 Tonnen……! Durch die relativ geringe Anzahl der Rollen und den Einsatz eines Lipp-Kranes ging die Bergung dann doch einigermaßen erträglich vonstatten.
Mitten in den Bergungsarbeiten kam jedoch über Funk eine Hiobsbotschaft: "Der Irschenberg ist dicht!". Ein Teil der Einsatzkräfte wurde von der Schadenstelle abgezogen und zum Irschenberg geschickt. Dort waren durch den rasche einsetzenden Schneefall auf der gesamten Bergstrecke Kraftfahrzeuge aller Größenordnungen stecken geblieben und standen kreuz und quer auf den Fahrbahnen. Bereits beim Anmarsch wurde den THW-Besatzungen vom Einsatzleiter der Befehl zum Aufziehen der Schneeketten erteilt.
Dieses Unterfangen wurde für so manchen THWler zum Prüfstein und rief je nach nervlicher Verfassung Verzweiflungsausbrüche und Wutanfälle hervor. Bis zu zwei Stunden kämpften manche Fahrzeugbesatzungen mit der Tücke des Objektes. Automatikschneeketten, die auch von ungeübten Helfern rasch zu montieren sind, wären ein Punkt auf dem THW-Wunschzettel ans Christkind.
Dadurch würden Einsatzverzögerungen minimiert. Die THW-Helfer, die zwischen den festsitzenden PKWs und LKWs unterwegs waren, mussten oftmals als willkommene Blitzableiter für die angestaute
Frustration der Betroffenen herhalten. Im allgemeinen konnte man die Gemüter besänftigen, bei hartnäckigen Fällen brachte die pädagogisch geschickte Anordnung von Ohrfeigen und Schaufelschlägen den gewünschten Erfolg.
Die Standard-Arbeitshandschuhe sind für den winterlichen Einsatz fast untauglich, da sie nach kürzester Zeit restlos durchnässt und „saukalt“ sind. Eine Winterausführung mit einem wärmedämmenden Innenfutter wurde jetzt an die Helfer ausgegeben. Das genaue Gegenteil der Arbeitshandschuhe zeigt sich bei der GoreTex-Regenbekleidung, die ist spitze. Der einzige Mangelpunkt
daran ist die fehlende Reflektionsbeschichtung, wie sie bei den Warnwesten vorhanden ist.
Die Einsatzkoordination durch die Polizei ließ aus Sicht vieler Helfer zu wünschen übrig. Anstatt sinnvolle Arbeit zu leisten, wurden manche Fahrzeuge regelrecht in Sackgassen geschickt, aus denen sie sich erst nach langem und nervenaufreibendem Dirigieren und Manövrieren wieder befreien konnten > (siehe auch nächsten Bericht "Die THW-Trophy")
Nach und nach trafen sämtliche THWHelfer von der LKW-Schadenstelle am Irschenberg ein und nahmen die wenig erfreuliche Arbeit auf. Die Bergungsund Aufräumarbeiten zogen sich bis Dienstagmorgen 6:30 hin. Zu diesem Zeitpunkt trafen auch die letzten Helfer müde, nass und durchgefroren in der Unterkunft ein, wo mitfühlende Kameraden bereits heißen Tee und eine kleine Brotzeit vorbereitete hatten.